Der Künstler
Willi Ruge, geboren 1892 in Berlin, begann nach Abschluss der Realschule als 15-Jähriger eine Optikerlehre und wechselte anschließend ins Fotografenhandwerk. Zeitgleich wurde seine Leidenschaft zum Flugzeugbau geweckt. Anfang der 1910er-Jahre machte er sich unter dem Firmennamen Presse Verlag Photoaktuell selbstständig. In den drauffolgenden Jahren veränderte er mehrmals das Logo, den Namen und die Schreibweisen seiner Agentur, sodass sie in den 1920er- und 1930er-Jahren unter anderem auch als Presse-Illustrations-Verlag und Presseverlag Fotoaktuell GmbH bekannt war. Von 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg als Fliegerschütze und Berichterstatter an West- und Ostfront teil. In der Weimarer Republik fotografierte er die Unruhen in Oberschlesien, den Spartakus Aufstand in Berlin sowie die französische Besetzung des Ruhrgebiets. 1921 gründete Willi Ruge eine Filmgesellschaft und erstellte Werbefilme für die deutsche Luftfahrtindustrie. Seine Bilder wurden national und international publiziert – mit der Reportage Ich fotografiere mich beim Absturz mit dem Fallschirm (1931) erlangte er weltweite Beachtung. In den 1930er-Jahren unternahm er für die Berliner Illustrirte Zeitung Reisen nach Südamerika und Afrika. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als „Bildberichter im Sonderrang“ in Polen, Norwegen, Frankreich und Afrika eingesetzt. 1946 erhielt Willi Ruge eine „Certification“ von der amerikanischen Militärregierung, um für die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA) zu fotografieren. Im Nachkriegsdeutschland arbeitete er für Zeitschriften wie Weltbild und Quick. 1953 zog er nach Offenburg, um für den Verleger Franz Burda als flugtechnischer Berater zu arbeiten. Will Ruge starb 1961 in Offenburg.
Foto: Willi Ruge, Dürfte ich Sie etwas nach links bitten. Aus: Der Mann hinter der Kamera. Ein Mienenspiel in 16 Bildern (Detail) 1930er Jahre © IBA-Archiv/ KEYSTONE