Lost And Found

Talents 26 . Peikwen Cheng / Eileen Seifert
3. Mär 2012 – 1. Mai 2012
Photo: Peikwen Cheng. From the series: Lost and Found
A.d.S. Lost and Found © Peikwen Cheng
A.d.S. Lost and Found © Peikwen Cheng
A.d.S. Lost and Found © Peikwen Cheng

"Die Welt in dieser ausgeformten Gestalt ist nicht die einzige aller Welten." Paul Klee

Altertümliche Droschken und aufgemotzte Straßenkreuzer. Riesige Buchstaben und Schaukelpferde. Flirrende Mobilées und zerschlissene Sofas. Silhouetten von Menschen irren durch Wind und Staub. Alles verliert an Bodenhaftung und schwebt in bodenlosem Weiß – Zeit, Raum und Identität atomisieren sich vollständig. Sind diese bizarren Motive und Szenerien real? Oder sind es Sinnestäuschungen und paradoxe Luftspiegelungen? Der chinesische Fotograf Peikwen Cheng lässt die Lichter der amerikanischen Großstädte hinter sich, dringt tief in die Black Rock Desert ein und dokumentiert surreale Tagträume und deren kreative Schöpfer. Seine schwarz-weißen Fotografien erinnern an epische Filmsequenzen – vertraut und doch verstörend, klar und nebulös zugleich.

Alle Mechanismen, auf die die menschliche Ratio bei den Fotografien von Peikwen Cheng zurückgreifen möchte, funktionieren in diesem Bildraum nicht. Denn er gehört einer anderen, spielerisch-intuitiven Welt an. Die einzige Konstante in der Serie ist eine spröde und karge Landschaft. Der Betrachter versucht zu lokalisieren und zu verknüpfen, bleibt jedoch stets im Ungewissen. Trotzdem gibt es Referenzen, die auf die Realität verweisen – und tatsächlich sind alle Aufnahmen ohne bildmanipulative Verfahren und Inszenierung in der Wüste Nevadas entstanden. Genauer beim Burning Man Festival. Ein grandioser Spielplatz für den kreativen homo ludens, der das Temporäre und Ereignishafte der Starrheit und Fixierung entgegensetzt. „Everyone is invited to work. Everyone is invited to play“. Als subkulturelles Konzept verbindet dieses Event sich mit den Ideen der amerikanischen Gegenkultur, die ihren Ursprung in den 1960er Jahren hat. Dieses Experimentelle und Visionäre, in kultureller und technologischer Hinsicht, ist unmittelbar mit dem amerikanischen Westen verknüpft. So ist dieser Ausflug von Peikwen Cheng in den „Wild Wild West“ nicht nur eine Reise, die das Zurücklassen der Stadt, sondern auch das Verlassen der herkömmlichen Zivilisation meint. Eine Reise, die am Innersten des Menschen rührt.