Bieke Depoorter

A Chance Encounter
30. Apr 2022 – 7. Sep 2022
Junge Frau im pinken Badeanzug in einem Pink gestrichenen Raum. Links im Hintergrund liegt ein Dildo auf einer Ablage
Agata. Paris. November 2nd, 2017 © Bieke Depoorter . Magnum Photos
Bieke Depoorter . A Chance Encounter, opening at C/O Berlin, 2022 © C/O Berlin Foundation, Harry Schnitger

Zufällige Begegnungen sind die Ausgangspunkte für die beiden Arbeiten Agata und Michael, die Bieke Depoorter in ihrer Einzelausstellung A Chance Encounter präsentiert. Die persönliche Beziehung, die Depoorter zu den Menschen in ihren Fotografien über mehrere Jahre aufbaut, beeinflusst maßgeblich ihre künstlerische Praxis. Sie hinterfragt dadurch nicht nur das Medium Fotografie, sondern verwischt auch das klassische Verhältnis zwischen Fotograf:in und Subjekt. Zugleich reflektieren die Lebensgeschichten ihrer Protagonist:innen Themen wie Stigmatisierung, Tabubrüche und die Inklusion von Menschen, die oftmals gesellschaftlich übersehen werden. 
 

Mit ihrer Arbeit Michael untersucht Bieke Depoorter das Leben und das Verschwinden eines Mannes, den sie 2015 auf den Straßen von Portland traf. Er überließ ihr drei Koffer voller persönlicher Gegenstände, Skizzenbücher und Essays, wodurch sie einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt von Michael erhalten hat. Mit detektivischer Akribie sucht Depoorter immer wieder nach ihm und versucht, sein Leben zu verstehen. Sie dokumentiert nicht nur seine Existenz, sondern taucht in sein Leben ein, imitiert dabei immer mehr sein Denken und Handeln, das auf Außenstehende erratisch oder befremdlich wirkt. Doch wann verwandelt sich eine fotografische Spurensuche in eine Obsession? Und wieso akzeptieren wir heutzutage das Verschwinden von Menschen, die womöglich besonders schutzbedürftig sind?

Bieke Depoorter . A Chance Encounter, Installation view at C/O Berlin, 2022 © C/O Berlin Foundation, David von Becker
Bieke Depoorter . A Chance Encounter, Installation view at C/O Berlin, 2022 © C/O Berlin Foundation, David von Becker

In der bis heute fortlaufenden Kollaboration mit Agata Kay, einer jungen Frau, die Depoorter im Oktober 2017 in einer Striptease-Bar in Paris kennenlernte, erkundet sie die komplexe Beziehung, die zwischen den beiden Frauen seit über vier Jahren entstanden ist. Durch die intensive und ungefilterte Zusammenarbeit in dem gemeinsamen Projekt gewährt die junge Magnum-Fotografin den Betrachter:innen einen intimen Zugang zu ihrer Freundschaft. Basierend auf den Porträts von Agata und ihrer schriftlichen Auseinandersetzung über die entstandenen Bilder, entwickelt sich eine faszinierende, visuelle Erzählung über Illusion und Wahrheit, fotografische Identität, persönliche Authentizität, künstlerische Autor:nnenschaft und persönliche Grenzen.

Agata zeigt nicht nur Depoorters Interesse, Menschen und ihre Lebensentscheidungen zu verstehen. Sie begibt sich dafür auch in herausfordernde Situationen, um die künstlerische Auseinandersetzung miteinander und den daraus resultierenden Erkenntnisgewinn sichtbar zu machen. Auf Agatas Wunsch liefert Depoorter nicht nur eine visuelle Plattform für Agata als Sexarbeiterin, sondern reflektiert gleichzeitig ihre eigenen Bedenken, dies zu tun und offenbart dabei ihr persönliches Engagement, Agata bei ihrem Selbstfindungsprozess zu unterstützen. Das Ergebnis ist eine spannungsgeladene Versuchsanordnung aus Repräsentation und Performance, aus Publikum, Protagonistin und Künstlerin, die in den Bann zieht und zutiefst berührt, aber auch verstört. Wer entscheidet darüber, was wann gezeigt werden darf, wenn aus einer künstlerischen Zusammenarbeit längst eine reale Freundschaft entstanden ist?

Bieke Depoorter . A Chance Encounter, Installation view at C/O Berlin, 2022 © C/O Berlin Foundation, David von Becker

C/O Berlin präsentiert mit Bieke Depoorter . A Chance Encounter diese beiden holistischen Arbeiten der Magnum-Fotografin in Form von Installationen, Wandarbeiten, Projektionen und Fotografien. Es handelt sich um die erste große Einzelausstellung der Künstlerin in Berlin. Die zweite Auflage des Fotobuchs Agata wurde im März 2022 veröffentlicht. Kuratiert von Felix Hoffmann, C/O Berlin Foundation. Teil von PHotoEspaña 2022.

Biografie

Bieke Depoorter (*1986, Kortrijk, Belgium) hat 2009 das Fotografie-Masterprogramm an der Royal Academy of Fine Arts of Ghent abgeschlossen. Drei Jahre später, im Alter von 25 Jahren, wurde sie als Kandidatin in die Fotoagentur Magnum Photos aufgenommen, bereits 2016 wurde sie Vollmitglied. Depoorter hat mehrere Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter den Magnum Expression Award, den Larry Sultan Award und den Prix Levallois. Ihre Arbeiten wurden sowohl in Einzel- als auch Gruppenausstellungen von renommierten, internationalen Kunstinstitutionen gezeigt, so zum Beispiel 2009 in der Kunsthalle Rotterdam, 2018 im Fotomuseum Antwerpen (FOMU) und im Fotomuseum Den Haag sowie 2019 im Fotomuseum Winterthur. In den vergangenen Jahren hat sie fünf Bücher veröffentlicht: AgataOu MenyaI am About to Call it a DayAs it May Be, und Sète#15.

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Poster von Agata Kay im Bikini in einem rosa Badeanzug
Poster:

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A2

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