Anastasia Samoylova

Floridas
28. Jan 2023 – 4. Mai 2023
Flamingo Reflection, 2018 © Anastasia Samoylova

Dort, wo Strände und Palmen das öffentliche Image prägen, wo sich pinke Flamin­gos vor bunten Häuserfronten tummeln und Alligatoren in Pools verirren, kratzt Anastasia Samoylova (*1984, UdSSR) an der schillernden Fassade eines amerikani­schen Traums. In ihrem fotografischen Road Trip zeigt Samoylova den Sunshine State Florida als eine flirrende Fantasie und subtropische Dystopie, die durch ihre tiefe politische Spaltung ebenso gezeichnet ist wie durch die Auswirkungen der Klimakrise.

Visitors in the exhibition 'Anastasia Samoylova . Floridas' at C/O Berlin © C/O Berlin Foundation, David von Becker
Besucher:in in der Ausstellung 'Anastasia Samoylova . Floridas'
Visitor in the exhibition 'Anastasia Samoylova . Floridas' at C/O Berlin © C/O Berlin Foundation, David von Becker

Gleichzeitig erforscht Samoylova die sozio-kulturelle Identität des weltweit bekannten Swing States und zeigt, wie Florida sinnbildlich für die polarisierte Gegenwart der USA mit ihrer komplexen Vergangenheit steht. Ihre Bilder veranschaulichen sowohl die urbanen Zentren mit den trügerischen Werbeversprechen und luxuriösen Immobilien als auch verödete Landstriche oder wilde Natur.

Auf ihrer Reise porträtiert sie ebenso die Menschen, die ihr begegnet sind und trotz ihrer Gegensätzlichkeit Florida ihre Heimat nennen. Dabei erzählen ihre Arbeiten von farbenfroher Leere, von bombastischem Materialismus und kultureller Künstlichkeit, um Unvereinbarkeit, existenzielle Bedrohung und Tristesse zu offenbaren. Ihre Bilder spüren zahlreiche Widersprüche auf, befragen die Identitäten Floridas.

Vor dem Hintergrund dieser Dichotomie von inszenierter Wahrnehmung und Realität setzt Samoylova in ihrer künstlerischen Praxis Strategien der kommerziel­len Fotografie ein, um sich mit Themen wie Umweltschutz, Konsum und dem Pittoresken zu beschäftigen. Ihre fotografischen Alltagsbeobachtungen schließen sich an die legendären Werke US-amerikanischer Fotograf:innen wie Berenice Abbott, Robert Frank oder Walker Evans an, die zu ihrer Zeit die USA ebenfalls während Road Trips visuell erkundet haben. Als Fotokünstlerin der Gegenwart haucht sie dem typisch amerikanischen Genre der Roadtrip-Fotografie neues Leben ein und setzt dem traditionell männlich geprägten Amerikabild eine weibliche Sicht entgegen.

Visitor in the exhibition 'Anastasia Samoylova . Floridas' at C/O Berlin © C/O Berlin Foundation, David von Becker
Visitors in the exhibition 'Anastasia Samoylova . Floridas' at C/O Berlin © C/O Berlin Foundation, David von Becker

Mit ihren bunt-schillernden, collageartigen Wirklichkeitsausschnitten transportiert sie die seinerzeit als vulgär empfundene Farbigkeit der New Color Photography in die Jetzt-Zeit. Parallel zur großen Retrospektive des Pioniers der Farbfotografie, William Eggleston, präsentiert C/O Berlin Anastasia Samoylova . Floridas vom 28. Januar bis zum 4. Mai 2023 und widmet dem Projekt damit kurz nach Erscheinen der dazugehörigen Monografie im Steidl Verlag die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland.

Biografie

Anastasia Samoylova (geb. 1984, UdSSR) ist eine amerikanische Künstlerin, die sich zwischen beobachtender Fotografie und Studioarbeit bewegt. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit Begriffen wie Umweltschutz, Konsum und Pittoreskes auseinan­der. Zu ihren jüngsten Ausstellungen gehören das Eastman Museum, das Chrysler Museum of Art, The Photographer‘s Gallery, London, das Kunst Haus Wien, das HistoryMiami Museum und das Museum of Fine Arts, Le Locle. Im Jahr 2022 wurde Samoylova in die engere Wahl für den Preis der Deutsche Börse Photography Foundation aufgenommen. Ihre Arbeiten befinden sich u. a. in den Sammlungen des Perez Art Museum, Miami, des High Museum of Art, Atlanta und des Museum of Contemporary Photography, Chicago. Zu ihren veröffentlichten Monografien gehören Floridas (Steidl, 2022) und FloodZone (Steidl, 2019).

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