C/O Berlin Talents 2008
Talents 10
Die fragile Leichtigkeit der porträtierten Fotomodelle wirkt in ihren künstlichen, unnatürlichen Posen verstörend und beunruhigend. Rücklings auf allen Vieren auf den Boden gestützt, im Ausfallschritt um die eigene Achse gedreht erscheinen die Präsentationsweisen von Körper und Mode eher wie schmerzhafte Verrenkungen. Arme und Beine scheinen übernatürlich lang und dünn, in einigen Posen erschreckend zerbrechlich. Knochen und Gelenke treten sichtbar hervor. Die jungen Frauen tragen weiße Satinunterkleider, Korsetts, Seidenstrümpfe und medizinische Bandagen, die sich so um Arme und Oberkörper legen, dass eine Bewegung unmöglich scheint. Sie umspannen Brust und Hals ...
Talents 11
Stark durch Geschlossenheit, abgeschottet in rituell–traditionellen Lebensrhythmen, zurückgezogen von der Außenwelt – die muslimische Minderheit Bulgariens ist in Europa weitgehend unbekannt und besitzt eine ganz andere Lebensanschauung als die westliche. Auf der Suche nach einem europäischen Werteverständnis nähert sich die Fotografin Pepa Hristova in poetischen Fotografien den Muslimen in ihrem Heimatland. Ihre inszenierten Porträts sowie Momentaufnahmen von religiösen Feierlichkeiten wie Hochzeiten oder Beschneidungsfesten durchbrechen die Sprachlosigkeit einer nationalen Minorität. In ihrer Reportage dokumentiert sie die Gefühle, Sehnsüchte und Ängste der Abgebildeten ...
Talents 12
Lässig, lasziv, leicht abwesend und im Auftreten klar auf Wirkung bedacht. Hinter der inszenierten Fassade jedoch schimmern Fragilität, Verletzlichkeit und Unsicherheit. Körperlich fast erwachsen, mental aber noch nicht gefestigt und auf der Suche nach der eigenen Identität – Janina Wick porträtiert in ihrer Serie „Dreizehn“ einfühlsam junge Mädchen in der Adoleszenz zwischen kindlicher Unbefangenheit und weiblicher Selbstbehauptung. Die Fotografien offenbaren eine faszinierende Paradoxie: In den Gesichtern und Körpern der Jugendlichen ...
Talents 13
Wieso klettert jemand im urbanen Raum auf Bäume? Weshalb ahmt er mitten auf der Straße kopfüber Gehbewegungen nach oder rollt sich in letzter Sekunde unter automatisch schließenden Garagentoren hindurch? Mit solch’ inszenierten, alltagsentrückten Situationen konterkariert Sebastian Stumpf gewöhnliche Handlungen, konditioniertes Raumerleben und feste Sehkonventionen – und ruft durch die Auslassung jeglicher Antwort Irritationen hervor ...
Über 180 Bewerbungen wurden im Januar 2008 von einer hochkarätigen Experten-Jury gesichtet. Barbara Honrath, Leiterin der Abteilung für Bildende Kunst des Goethe Instituts, Thomas Weski, Kurator am Haus der Kunst, München, Timm Rautert, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Anne-Marie Beckmann, Kuratorin der Sammlung Deutsche Börse Group, und Felix Hoffmann, Kurator C/O Berlin, haben aus den eingereichten Arbeiten vier künstlerische Positionen ausgewählt.